Lakey Peak ging mir lange nicht aus dem Kopf. Von dem Spot im Süden der Insel Sumbawa hatten mir andere Surfer immer mal wieder vorgeschwärmt. Neben der Hauptattraktion Lakey Peak gibt es sechs weitere Breaks in unmittelbarer Nähe. Außer passionierte Surfer verirren sich allerdings noch kaum ausländische Touristen hierhin.

Im Internet findet man auf der einen Seite reißerische Artikel über testosterongesteuerte, aggressive Surfer, entsprechend schlechte Atmosphäre im Wasser und Riesenwellen, die zahlreiche gebrochene Bretter hinterlassen. Auf der anderen Seite gibt es auch Surf-Foren, auf denen sich die Beschreibungen moderater anhören. Immer gut, sich selbst ein Bild zu machen, denke ich, während ich in einem Internetcafe auf Bali sitze. Auch die Wellenvorhersage sieht für meine Planungen gut aus. Auf geht’s zum Surftrip nach Sumbawa!

Anreise und Ankunft

Ab Bali geht es mit dem Flieger nach Bima, von dort mit einem Taxi nach Lakey Peak (mehr zum Thema Anreise unten).

Die meisten Unterkünfte sind an der Strandpromenade und in Sichtweite vom Peak. Die Promenade ist allerdings ganz neu: offensichtlich wird der Ort seitens der Tourismusverantwortlichen als förderungswürdig erachtet, so dass neben einer hübsch mit Meeresmotiven versehenen Promenade auch Sonnenschutzpavillions, ein Eingangstor (mit Surferstatue…) und Umkleidekabinen entstehen. Auch die Straße hierhin war frisch asphaltiert.

Ansonsten riecht es hier und da nach Algen: wie auch auf der Insel Nusa Lembongan neben Bali, leben die Einheimischen hier von der Algenernte. Zum Trocknen liegen diese am Ufer und werden später z.B. für die Herstellung von Kosmetika verwendet.

Lakey Peak und seine Surfer

Am meinem Ankunftstag ist der Hauptspot Lakey Peak tatsächlich riesig. Doubleoverhead Sets rollen rein, die definitiv eine Nummer zu groß für mich sind (und das bei einer Vorhersage von 4-5 Fuß).

Auch meine Nachbarn lassen mich befürchten, dass die oben genannten reißerische Artikel der Realität entsprechen. Hier ist das Klischee des stereotypen, tätowierten, muskelbepackten Vollblutsurfers anzufinden. Die australischen und amerikanischen Surfer, die gleich jeweils eine Handvoll Bretter dabei haben, sind nicht besonders gesprächig und das Vokabular eintönig (“Yeah, sick waves, Mate! Siiiick!”). Die weißen überdimensionierten Sonnenbrillen auf verbrannten Nasen werden beim Sprechen grundsätzlich nicht abgenommen. Auch sonst ist die Mehrheit der hier im Ort anwesenden Surfer männlich, wenn Frauen dabei sind, handelt es sich meistens um plastisch-chirurgisch behandeltes Beiwerk.

Ich bin froh, dass dann am nächsten Morgen die Wellen ein bisschen kleiner sind. Da Lakey immer noch zu groß und vor allem zu voll ist, surfe ich Nungas, einen moderaten Break 10 min fußwärts nördlich. Über das vorgelagerte Riff watet man raus, dabei braucht man nicht unbedingt Booties, da das Riff mit soften Algen bewachsen ist. Dahinter brechen die Wellen. Schöne Walzen von etwa 1,5 Meter sind das an diesem Tag, wie aus dem Bilderbuch, manchmal bilden sie auch Tubes. Ich bin happy hier zu sein.

Das Drumherum

Dass sich hier bislang nur Surfer hinverirren, liegt nicht unbedingt daran, dass dies kein schönes Fleckchen Erde ist oder dass es sonst nichts zu tun gäbe. Außer Wellenreiten kann man schnorcheln, spazieren gehen, touren mit dem Fahrrad oder dem Moped unternehmen (ok, wer das Partytreiben braucht, ist hier falsch). Die Insel ist im Vergleich zu Bali und Lombok etwas trockener, alles wirkt ein wenig ausgedörrt. Doch die Landschaft ist durchaus beeindruckend. Neben schönen, einsamen Stränden (diese sind allerdings i.d.R. palmenlos) gibt es rundum bergisches Land mit Wäldern. Nicht umsonst trägt Sumbawa einen Hirschen als Wappentier.

Der Surf

Am dritten Tag surfe ich Lakey Peak. Die Welle ist etwa 400m vom Strand entfernt und man muss auch hier über das Riff gehen bzw. paddeln. Für 50.000 RP (return) bringen einen die Einheimischen auch mit dem Boot raus. Auf dem Riff vor der Welle stehen zwei Türme, die von Bewertungsrichtern bei Wettkämpfen und von Fotografen genutzt werden. Die Welle ist ein A-Frame und hat heute mit etwas über Kopfhöhe eine gute Größe für mich. Zu meinem Glück sind nicht so viele Leute im Wasser. Und ich begreife, was diese Welle so besonders macht: aus dem Nichts erhebt sich die Welle vor dem Riff. Da sie bei der Erhebung bereits steil genug ist, gleitet man bereits in den Takeoff, kurz bevor sie ihre Lippe hinterherwirft. Das macht den Take off relativ einfach, wenngleich die Welle dann schnell steil wird und man aufpassen muss, von ihr nicht abgeworfen zu werden. Ich surfe viele Wellen und hole mir etwas Selbstvertrauen.

Nebenan gibt es noch Lakey Pipe, die wie der Name schon sagt, hohler bricht und für Fans des Tuberides ist. Viele Bodyboarder surfen diese kurze Welle.

An den Folgetagen surfe ich meistens Nungas und einmal Periscopes, die einzige rechte in der Gegend. Am letzten Tag surfe ich nochmal Lakey Peak.

Mein alternativer Rückweg über Dompu und Besar

Für den Rückweg nehme ich ein Taxi nach Dampu, dem nächst größeren Ort. Von hier aus gehen Busse von Ost nach West. Ich habe mich entschieden, vom weiter entfernten Besar im Westen und nicht von Bima zurück zu fliegen (mit Merpati Airlines).

Somit habe ich die Gelegenheit, während der 6-stündigen Busreise von Dompu nach Besar mehr von der Landschaft und den Orten zu sehen. Wir passieren die sehr große Bucht Teluk Saleh (Fromme Bucht) und fahren teilweise auf bergigen Serpentinenstraßen in höheren Lagen aber meistens auf Meereshöhe. Viele Salzgewinnungsanlagen gibt es hier.

Vorher habe ich von der Armut Sumbawas gelesen (im Jahr 2011 sollen 20 Kinder an Unterernährung gestorben sein). Diese wird zumindest in den Orten entlang der Hauptstraße nicht offensichtlich. Im Gegenteil, ich werde Zeuge einer Sportveranstaltung, eines Volkslaufes, an denen Männer, Frauen und Kinder teilnehmen, alle uniform in knalligen Trainingsanzügen. Die Teilnahme von Frauen ist für mich ein weiterer Hinweis auf den moderaten Islam Indonesiens.

Ich erreiche Besar und bleibe 1 Nacht und einen halben Tag hier. Die größte Stadt Sumbawas (60.000 Einwohner) ist mir auf Anhieb sympathisch. Alles wirkt einigermaßen sauber, es ist mit vielen Bäumen sehr grün und die Menschen grüßen uns absolut unvoreingenommen und immer mit einem Lächeln (“Hello Mister!”). Neben Pferdekutschen und Rikschas sehe ich den örtlichen Tennisclub (deren Spieler mich zum Match einladen, leider habe ich kein passendes Schuhwerk an) und den Palast, der noch aus holländischer Kolonialzeit stammt. Hier darf ich im dazugehörigen Gehege das Wappentier füttern. Pfleger geben mir ein paar Grünzweige, die ich den Hirschen und Rehen durch den Zaun reiche.

Fazit

Sumbawa lohnt sich, wegen der Wellen und weil man sich hier noch als Entdecker fühlen kann!

Gute Surfer kommen in Lakey Peak voll auf ihre Kosten (wichtig: Vorhersage checken). Für Anfänger ist der Spot allerdings nicht geeignet.

Die Landschaft ist nicht die spektakulärste, hat aber ihren Reiz. Die Authentizität und Freundlichkeit der Menschen berühren.

Hier noch ein hübsches Video von Ouisurf:

FAQ

Anreise nach Lakey Peak

Mit dem Flieger: ab Bali mit Lion Air bis Bima (1 Stunde Flugzeit). Von dort mit dem Taxi (1,5 bis 2 Stunden) oder mit dem Bus über Dompu nach Lakey Peak. Alternativflug von Bali via Lombok nach Besar, von dort mit dem Bus via Dompu nach Lakey Peak (Busreisezeit ab Besar nach Dompu: mindestens 6 Stunden).

Mit Fähre und Bus: ab Bali nach Lombok, Lombok nach Sumbawa, Reisedauer 1,5 bis 2 Tage.

Empfohlene Unterkünfte in Lakey Peak

Mona Lisa und Puma haben schöne Bungalows. Wer es unbedingt komfortabler haben will, geht ins überteuerte Aman Gati Hotel.

Surf Level

Höheres Intermediate bis Profi Level, Empfohlende maximale Höhe (Swellvorhersage) für Intermediates: 4 Fuß.

Weitere Hinweise

In 2014 gab es keinen Bankautomaten in Lakey Peak, nächster größerer Ort mit Geldautomaten: Dompu (1,5 Stunden Fahrtzeit)

Die Taxipreise ab Bima sind mitunter abgekartet, es gibt Mafia-ähnliche Absprachen, die vom Aman Gati-Hotel in Lakey Peak diktiert werden. Am besten bei Ankunft mit ein paar anderen Surfern ein Taxi teilen oder ab Bima Stadt ein günstigeres Taxi nehmen.

Alle Empfehlungen sind ein Leserservice vom Autor und nicht Bestandteil von Kooperationen.

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2 Responses

  1. kirk

    Gute Seite! Schön geschrieben, mit einer Sicht, die Man(n) unter den Surferndudes zu selten fidnet. Viele wollen der Tätowierte vollhorst sein….Feel Spass!

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      Veit Jürgens

      Hi Kirk, vielen Dank für Deinen Kommentar! Ja, glücklicherweise gibt es auch andere Zeitgenossen, aber lustig ist es schon, dass gewisse Klischees immer wieder bedient werden ;-). Liebe Grüße!

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