Bei der Planung eines Surfurlaubs stehst Du immer wieder vor der Entscheidung, die Zeit in einem Surfcamp zu planen oder einen Trip auf eigene Faust zu machen. Was spricht für und was gegen ein Surfcamp?

Vorteile von Surfcamps

Preiswert für Alleinreisende

Wenn Du als Alleinreisender unterwegs bist, lohnt sich preislich oft der Aufenthalt in einem Camp, zumindest in Europa. Unterkunft, Brettverleih, Surfguiding, oft auch Verpflegung, häufig sind diese Dinge im Wochenpreis inklusive . Im Vergleich zur Individualreise mit eigener Unterkunft, eigenem Mietwagen und Selbstverpflegung ist ein Camp meistens etwas günstiger. Ab zwei Personen steht man jedoch bereits vor der Wahl.

Der Lernfaktor ist hoch

Wenn Du Anfänger und Intermediate bist, bist Du im Surfcamp am richtigen Ort. Surfen ist eine schwierige Sportart, die ein Lernen ohne Anleitung meiner Meinung nach ausschließt. Du solltest Dir das Surfen besser nicht selbst beibringen und eine Surfschule aufsuchen. Hier ein Artikel von Sabine von „seayousoon.de“, den ich voll unterschreibe. Unter Anleitung surft es sich besser als alleine. Du kannst natürlich auch nur Stunden in einer Surfschule buchen. Auch nach Jahren lohnt sich immer mal wieder eine private Lehrstunde.

Im Surfcamp lernst Du aber auch außerhalb der Surflessons in Gesprächen zusätzlich viel dazu. Es gibt immer jemanden, der nochmal mehr oder etwas anderes über das Surfen weiß oder Dir wertvolle Tipps, z.B. zu den örtlichen Bedingungen oder anderen Surfzielen geben kann.

Du bist unter Gleichgesinnten

Gerade als Alleinreisender ist ein Surfcamp eine gute Wahl. Du erhältst Anschluss und triffst Gleichgesinnte und kannst Dich über Deine Leidenschaft austauschen. Surfer teilen häufig die gleichen Werte. Sie sind Meerverliebte, Naturfreunde, Menschen, die das einfache Leben schätzen. In Surfcamps habe ich Freunde fürs Leben gefunden.

Ich persönlich mag es auch, in nicht nur rein deutschsprachigen Camps zu sein. Internationale Surfcamps bieten Dir die Möglichkeit, Surfer aus anderen Ländern kennen zu lernen und den Kontakt mit anderen Nationen pflegen. Zudem sind die anderen Surfer natürlich oft Locals in ihren jeweiligen Ländern –  Gold Wert, wenn Du jemanden kennenlernst, der Dich beim nächsten Surftrip zu seinem Homebreak mitnimmt.

Zudem bietet Dir ein Surfurlaub im Surfcamp ein tolles Gruppenerlebnis. Das Anfeuern im Line Up und der motivierende Faktor Gruppe hilft Dir beim Lernen ungemein und Feiern in der Gruppe macht natürlich auch mehr Spaß als allein:

Partyleben und Surfcomfort 

Wenn Du Lust auf Party hast, werden die Surfcamps nicht müde, für Feieratmosphäre und Ausgehmöglichkeiten zu sorgen. Beachlife und Party, das gehört im Surfcamp einfach dazu!

Zudem gibt es viele Annehmlichkeiten und Angebote, die für entspanntes Surferlebnis sorgen, wie Brett- und Wetsuitausleihe, Racks zum Abstellen Deines Boards, Wetsuit-Hängemöglichkeiten, Surfari-Angebote, Yoga, Beachvolleyball, Surf-DVDs, Massagen und vieles mehr.

Zum Comfort gehört auch das Surfguiding: manche Spots, z.B. an der Westküste der Algarve, sind ohne Ortskenntnis nicht einfach zu finden. Auch hier lohnt sich der Anschluss an ein Surfcamp. Die Surflehrer kennen sich mit den Bedingungen vor Ort aus und können Dir sagen, wo an den jeweiligen Tag der beste Spot für das jeweilige Surflevel ist. Du sparst Dir damit die oft langwierige Suche und die Hin- und Herfahrerei.

Nachteile von Surfcamps

Du bist unter Gleichgesinnten

Irgendwann nervt es, immer die gleichen Konversationen zu führen. Der Blick über den Surfcamp-Zaun und die Surf Spots wird im Surf Camp selten gewagt, so bleibt der Blick für die weiteren Schönheiten des Landes und der Kontakt mit Einheimischen zu oft aus. Klar, wenn ich einen normalen 2-Wochen-Surfurlaub mache und die Surfbedingungen super sind, denke ich überwiegend auch nur ans Surfen. Aber ich kenne so viele Leute, die z.B. jedes Jahr nach Taghazout in Marokko fahren und noch nie in Marrakesch waren. Oder nach Peniche, ohne einmal in Lissabon gewesen zu sein (außer am Flughafen). Hey, Leute, ihr verpasst wirklich etwas!

Ein Pool von Egomahnen und Klischees

Zu 90% Prozent wirst Du in einem Surfcamp super nette Leute treffen. Aber es muss mal raus: mich persönlich nerven manchmal auch die Egomanen, die man immer wieder im Surfcamps trifft. Surfer, die keine Manieren haben, die Sonnenbrille beim Reden niemals abnehmen, die Pseudocoolen, die kein wirkliches Interesse an Kontakten haben, weil Sie meinen, etwas Besonderes zu sein.

Leider macht diese Attitüde auch vor Surflehrern nicht halt. Ein Highlight war einmal, dass ich 3 Tage konsequent ignoriert wurde (ich wurde nicht zu den morgendlichen Surfsessions mitgenommen), bis das campeigene Surfmobil mit Motorschaden ausfiel: dann wurde ich gefragt, ob ich nicht meinen Mietwagen zur Verfügung stellen könne. Als Antwort bin ich abgereist und habe meinen eigenen Trip gemacht.

Abhängigkeit

Wenn man kein eigenes Fahrzeug hat, ist man natürlich von den Surfguides und Camp-Fahrzeugen abhängig. Die Entscheidung, wo es hingeht, fallen in der Regel die Guides. Wenn man nicht das Glück hat, dass es mehrere Fahrzeuge gibt, die unterschiedliche Spots für unterschiedliche Levels ansteuern, landet man in der Regel an dem Spot, der für Anfänger geeignet ist. Unbefriedigend, wenn man vielleicht mal etwas anspruchsvollere Spots surfen will. Dem Erleben in der Gruppe steht das ständige Warten auf Schlafmützen gegenüber (gern am frühen Morgen, wenn man so früh wie möglich los will und sich die Karawane erst eine halbe Stunde später als vereinbart in Bewegung setzt).

Manchmal wenig Rückzugsmöglichkeiten

Ähnlich wie in Hostels wird es manchmal ganz schön voll im Camp. Da wünscht man sich, gerade wenn man als Paar unterwegs ist, manchmal mehr Rückzugsmöglichkeiten, gerade wenn man dem Partyleben mal nicht so zugeneigt ist. Viele Surfcamps bieten mittlerweile auch separate Unterkünfte für Paare an. Alternativ sucht man sich eine eigene Unterkunft und bucht nur die Kurse oder das Surfguiding, das über das Surfcamp angeboten wird.

Fazit:

Letztlich stehst Du immer vor der Wahl: Surfcamp oder ein Trip auf eigene Faust?

Vorteile des Surfcamp sind der Lernfaktor, der Austausch mit anderen, der Kennenlern- und Partyfaktor und das Gruppenerlebnis.

Nachteile sind manchmal der eingeschränkte Horizont im Hinblick auf weitere Landeshighlights, dass Du auf Leute triffst, die Du Dir nicht aussuchen kannst und die Abhängigkeit von Anderen.

Ich genieße immer noch beides: manchmal das Surfcamp und manchmal meine ganz eigene Surfari, auf der ich meine individuelle Entdeckerreise machen kann: das ultimative Erlebnis einer klassischen Surfari und von The Search. Das geht natürlich auch bei einem Surftrip mit Freunden. Die eigene Flexibilität sichere ich mir oft mit einem eigenen Mietwagen.

Wie verbringst Du am Liebsten Deinen Surfurlaub?

Hat Dir der Artikel gefallen? Ich freue mich, wenn Du ihn teilst. Danke!

7 Responses

  1. Florentine

    Hallo Veit,
    vielen Dank für deinen Artikel! Überhaupt lese ich deinen Blog gerne und schaue immer mal vorbei, um ein bisschen zu stöbern. Bisher war ich fast immer in einem Surfcamp und meistens hat es mir auch ganz gut gefallen. Einmal hatte ich die Kombination Surfunterricht und Couchsurfing, das fand ich fast noch besser. Der große Traum ist natürlich, dass ich irgendwann mal alles auf eigene Faust mache. Hast du einen Tipp, ab wann sich das zutrauen kann? Spotauswahl und alleine surfen?
    Viele Grüße, Florentine

    Antworten
    • Veit Jürgens

      Hallo Florentine, vielen Dank für Deinen Kommentar! Freut mich, dass Dich mein Blog inspiriert! Gerade ist bei mir etwas Schreibpause, ich bin vor 2,5 Wochen das erste Mal Papa geworden! Nun ruht die Tastatur etwas, aber ich habe schon ein paar neue Artikel im Kopf ;-)! Zu Deiner Frage: pauschal kann man das natürlich nicht beantworten, es kommt auf Deine Kenntnisse, Deine Skills an und auf Deine Erfahrungen an, die Du Dir bereits im Camp angeeignet hast (cool, das mit dem Couchsurfing :-)). Auskennen sollte man sich sicherlich z.B. mit den Lesen von Strömungen, damit man sich nicht unnötig in Gefahr bringt. Zudem helfen unterschiedlichste Erfahrungen, um daraufhin mit einem sicheren Gefühl alleine loszuziehen: diverse Spots, diverse Bedingungen (z.B. messy, clean, kleinere Wellen, etwas größere Wellen, verschiedene Untergründe). Je vielfältiger die Erfahrungen, desto mehr komplettiert man das Gesamtpuzzle, das man benötigt, um ein guter und selbstsicherer Surfer bzw. Surferin zu werden. Unzählige Camps sind dafür aber nicht nötig. Um alleine loszuziehen sind z.B. die Küsten von Nordspanien oder Portugal geeignet. Diese lassen sich auch wunderbar mit einem Campervan bereisen (z.b. mit Surfcars.com). In Portugal und Nordspanien gibt es viele seichte Beachbreaks, die sich für den ersten Solotrip meiner Meinung nach besser eignen als z.B. Reefbreaks auf Bali. Zudem sind hier auch immer andere europäische Surfer anzutreffen, die man ja auch ansprechen kann, wenn man sich unsicher fühlt. Analog zu Surfguides wie dem Stormrider kann man dann zudem entscheiden, welche Spots man ansteuert (>> Beginner oder Intermediate Spots). Es muss am Anfang ja nicht gleich Mundaka sein ;-). Und ganz alleine muss Du ja am Anfang auch nicht los: Nimm Dir eine Freundin oder einen Freund mit. Dann macht das Surfen ohnehin doppelt Spaß! Ich hoffe, Dir hilft die Antwort etwas! Noch ganz viel Freude!

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      • Florentine

        Hallo Veit! Vielen Dank für deine Anwort und herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs :)! Ich finde es toll, dass du mir trotzdem so ausführlich geantwortet hast und werde deine Hinweise auf jeden Fall berücksichtigen. Im Herbst bin ich für drei Wochen in Portugal, da werde ich mich wohl doch nochmal in irgendeiner Form einer Surfschule anschließen. Momentan finde ich den Gedanken doch noch ganz beruhigend, dass ein Profi neben mir herpaddelt ;). Aber ich denke, dass ich im nächsten Jahr mal was Neues wagen werde. Dir und deinen Lieben wünsche ich alles Gute und ich freue mich auf deine nächsten Artikel!

  2. Melanie

    Hallo Veit,

    ich bin gerade auf deinen Artikel gestoßen.
    Wir waren vor ein paar Jahren in Portugal um Surfen zu lernen. Wir haben es so gemacht, dass wir uns ein Appartement und Mietauto genommen haben und den Kurs über ein Surfcamp gebucht haben. So waren wir beim Surfen unter „Anleitung“ und konnten aber die restliche Zeit machen, was wir wollen. Für uns die perfekte Kombination um Land und Leute auch kennenzulernen.

    Liebe Grüße

    Melanie

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    • Veit Jürgens

      Hallo Melanie, ja, so mache ich es auch oft. Vor allem wenn man alleine reist, bieten sich die angenehmen Strukturen von Surfcamps an. Mit einem Auto, dass man sich auch spontan mit mehreren teilen kann, bewahrt man sich etwas Unabhängigkeit. Du und Jürgen seid ja auch Kitexperten, wie handhabt ihr das denn, wenn ihr kiten geht? Immer in ein Camp? Und: gibt es gute Kitespots in Portugal? Beste Grüße! Veit

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  3. Sabine

    Hey Veit,
    du hast in deinem Artikel sehr genau die beiden Seiten beleuchtet! Ich kann dir da nur zustimmen! Die Mischung macht es 🙂
    Ich war vor zwei Jahren in Frankreich in einem Surfcamp (7 Tage) und bin dann eine weitere Woche alleine die Altantikküste abgefahren. Und haben mich nicht „nur“ in die Wellen geschmissen, sondern noch der längste Wanderdüne Europas (Dune du Pilat) einen Besuch abgestattet und mich fürs Paraglyding in die Luft begeben. Ein unvergesslicher Ritt 🙂
    Es wäre eine Schande, wenn wir durch das Surfen die anderen schönen Dinge des Lebens übersehen bzw. ignorieren.

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    • Veit Jürgens

      Hallo Sabine! Vielen Dank für Deinen Kommentar! So sieht es aus, immer den Blick über den Tellerrand (bzw. über die Surfboard Rails) wagen! In Australien hast Du da bestimmt viele Gelegenheiten :-)! Liebe Grüße! Veit

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